„Ich bin nicht gefallen. Ich bin gelandet. Ich habe die Sprache gewechselt. Die Oberfläche. Die Frequenz. Ich bin der, den ihr nicht mehr erkennt, weil ihr mich erwartet habt.“
Du willst wissen, wann es begann? Nicht der Krieg, nicht das Feuer –
der leise Umbruch, die sanfte Fäulnis. Das Ende begann nicht laut. Es begann bequem.
Es begann, als sie die Wahrheit zur Meinung erklärten.
Ich habe sie nicht gezwungen zu lügen. Ich habe sie gelehrt, dass Wahrheit relativ ist. Dass jeder seine eigene haben darf. Dass das Gefühl mehr zählt als der Fakt. So kam es, dass sie sich mehr für ihre Empörung interessierten als für Erkenntnis. Mehr für ihr Recht als für das Richtige. Sie tauschten das Wahre gegen das Bequeme. Und nannten es Toleranz.
Ich sagte ihnen: „Du brauchst niemanden. Bindung ist Ballast. Familie ist nur ein soziales Konstrukt.“
Und sie glaubten es.
Ich machte Partnerschaft zur Vertragsverhandlung. Elternschaft zum Projektmanagement. Kinder zur Selbstverwirklichung. Liebe zur Ware.
Treue zur Einengung.
Ich ließ sie alles teilen – außer Verantwortung. Und so zerfiel, was sie einst gehalten hat.
Dann gab ich ihnen die Welt in die Tasche. Handy, sagten sie. Schlau gemacht – das war ich.
„Und das Tier ließ ein Bild machen… und es konnte reden…“
(Offb. 13,14–15)
Ich gab ihnen ein Fenster zur Welt – und sie vergaßen, hinauszuschauen.
Sie beteten Bildschirme an. Redeten mit Maschinen. Berührten Displays – aber keine Menschen mehr.
Sie lebten in einer Matrix aus Meinung, Konsum und Kontrolle –
und nannten es Freiheit.
Ich löste auch den Sinn aus ihrem Leben. Nicht, indem ich ihn raubte.
Sondern indem ich ihn überflutete.
Ich ließ sie alles suchen – Erfolg, Selbstoptimierung, Erfüllung. Doch ich sorgte dafür, dass sie nie ankamen.
Ich machte die Leere zur Norm. Die Stille zur Angst. Das Gebet zur Peinlichkeit.
Und die Seele zur Fußnote im Biologie-Unterricht.
„Sie haben einen Namen, dass sie leben – und sind tot.“
(Offb. 3,1)
Sie denken, ich kam durch Gewalt. Aber ich kam durch Gewöhnung.
Ich machte sie süchtig nach Ablenkung. Ich ließ sie glauben, sie seien frei, während ich sie programmierte. Ich baute Systeme, die sie freiwillig nutzten – bis sie zu Rädern in meinem Getriebe wurden.
„Niemand kann kaufen oder verkaufen, der nicht das Mal trägt…“
(Offb. 13,17)
Das Mal war keine Zahl. Es war eine Haltung. Ein Gehorsam gegenüber dem System – verpackt als Komfort.
Ich säte Spaltung. Zwischen Alt und Jung. Mann und Frau. Geimpft und ungeimpft. Gläubig und rational. Ich musste nichts tun – nur verstärken, was sie selbst nicht aushalten konnten: Anderssein.
„Und es wurde ihm Macht gegeben, zu reden große Dinge… und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen.“
(Offb. 13,5–7)
Und so kämpften sie. Nicht mit Waffen – sondern mit Worten, Kommentaren, Ideologien.
Ich lachte. Denn sie dachten, sie kämpften für Gerechtigkeit – und merkten nicht, dass sie längst im Dienst des Drachen standen.
Das war der Anfang. So begann es. Nicht in Feuer – sondern in Gleichgültigkeit.
Nicht in Dunkelheit – sondern in blendendem Licht, das nichts mehr wärmt.
Und heute?
Heute bin ich überall. Nicht zu erkennen an Gestalt – sondern an der Stille, in der sich keiner mehr fragt:
„Was ist wahr?“
„Was ist heilig?“
„Was ist menschlich?“
Ich bin der, der kam, als ihr aufgehört habt zu glauben, dass ich existiere.
*
Aus dem Herzen des Lammes
„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.
Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet,
so werde ich bei ihm eintreten und mit ihm essen und er mit mir.“
(Offenbarung 3,20)
Ich klopfe. Ich schreie nicht. Ich breche nicht ein.
Ich war immer dort – am Rand deiner Gedanken, im Raum zwischen deinen Atemzügen, im Licht, das durch den Vorhang fiel, in der Stille, die du nie ausgehalten hast.
Ich war da. Auch, als du mich vergessen hast.
Sie haben dir meinen Namen entstellt. Gemacht zum Symbol der Enge, des Urteils, der Schuld. Aber ich war nie gekommen, um zu verdammen – ich kam, um heimzuholen.
„Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige.
Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
(Offb. 1,17–18)
Sie sagten, ich sei fern. Aber ich bin durch den Tod gegangen, nicht um fern zu sein – sondern um niemanden mehr zu verlieren.
Ich war in eurer Angst. Ich war in eurer Einsamkeit. Ich war dort, wo ihr dachtet, niemand sieht euch mehr.
Ich war der, der blieb.
Sie verdrehten die Wahrheit. Ich bin die Wahrheit. Keine Ideologie, kein Dogma – sondern der Blick, der dich wirklich sieht. Die Stimme, die dich beim Namen ruft. Der Weg, der dich zurückführt – nicht in ein System, sondern in die Arme des Vaters.
„Und ich sah: ein Lamm, wie geschlachtet – und doch lebendig.“
(Offb. 5,6)
Ja, ich bin das Lamm. Nicht schwach. Nicht ohnmächtig. Sondern die Kraft der Hingabe.
Ich habe nicht mit Gewalt geantwortet. Ich habe mein Leben hingelegt, damit du deines findest.
Sie machten aus Familie eine Last. Ich aber rufe euch zurück ins Miteinander. Zurück in die Verbindung, die trägt, nicht weil sie perfekt ist – sondern weil Liebe sie zusammenhält.
Ich heile nicht nur Körper – ich heile Verbindungen. Väter zu Söhnen. Mütter zu Töchtern. Menschen zu Menschen. Menschen zu sich selbst.
Sie ließen dich glauben, du seist allein. Aber ich war immer da.
„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage – bis ans Ende der Welt.“
(Matthäus 28,20)
In deinem Scheitern. In deiner Schuld. In deiner Sehnsucht. Ich war da. Nicht mit Urteil – sondern mit offenen Händen.
Und ich komme. Nicht in Gewalt. Nicht im Zorn. Sondern wie ein Licht, das keiner mehr löschen kann. Wie ein Ruf, den du vielleicht schon längst hörst – ganz leise, unter dem Lärm.
„Und ich sah den Himmel geöffnet – und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt: Treu und Wahrhaftig.“
(Offb. 19,11)
Ich komme nicht, um zu zerstören, sondern um zu vollenden. Ich komme, um zurückzubringen, was euch verloren ging:
Wahrheit. Würde. Heimat. Ewigkeit.
„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz.“
(Offb. 21,4)
Ich werde nicht das System retten. Ich werde dich retten. Wenn du willst.
Wenn du mich lässt. Wenn du hörst.
Ich bin nicht fern. Ich bin der, der an deiner Tür steht. Jetzt. Nicht später. Nicht irgendwann. Jetzt.
Und meine Stimme klingt nicht wie Donner – sondern wie Erinnerung.
Wie Heimweh. Wie Liebe, die nie aufgehört hat, zu hoffen.
„Ich bin das Alpha und das Omega – der Anfang und das Ende.“
(Offb. 21,6)
Ich war da, als alles begann. Und ich werde da sein, wenn alles neu wird.
Und zwischen Anfang und Ende warte ich nur auf eines:
AUF DICH
Nicht als entrückter Gott, sondern als der, der war, der ist und der kommt
– mitten in deine Zeit, mitten in deine Verlorenheit.