In wissenschaftlichen Diskussionen und endlosen Kneipendebatten kommt sie immer wieder. Die Frage nach der Existenz von Aliens. Gibt es Außerirdische, wie uns die Science Fiction gerne vor Augen führt? Bevor wir auf diese Frage eingehen, sollten wir jedoch erst einmal definieren, was wir unter einem Alien verstehen. Salopp gesagt ist eine Ansammlung von Kohlenstoffmolekülen, die sich zu einem zappelnden Einzeller verbinden für mich noch lange kein Alien. Leben vielleicht. Bestimmt jedoch keine Außerirdische Intelligenz a la Hollywood. Ein Alien besitzt in etwa dieselben Eigenschaften, die uns Menschen nachgesagt werden. Er ist in der Lage logisch zu denken. Kann Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände herstellen. Pläne schmieden und diese mehr oder weniger erfolgreich umsetzen. Sind diese Grundvoraussetzungen gegeben, können wir guten Gewissens von einem Alien sprechen. Wenn Sie und ich liebe Leser uns auf diese Definition einigen, macht das diesen Artikel leichter verständlich. Ich möchte Ihnen hier anhand dreier Punkte aufzeigen, dass wir auf die Ankunft extraterrestrischer Intelligenz nicht zu warten brauchen.
Zunächst einmal, schauen wir uns unser Universum an und was für die Existenz der Aliens spricht. Unsere Milchstraße als eine von ca. 100 Milliarden Galaxien enthält ca. 100 – 200 Milliarden Sterne. Etliche davon besitzen Planeten, auf denen sich potenziell Leben entwickeln könnte. Arnaud Cassan und seine Kollegen beziffern das Verhältnis der Anzahl Sterne unserer Milchstraße zu den Planeten mit 1:1,6. Somit dürfte die Anzahl der Planeten in unserer Heimatgalaxie irgendwo zwischen 160 und 320 Milliarden Planeten betragen. „Da MUSS es doch außerirdisches Leben geben“ wie die Befürworter gerne poltern. Sie bemühen die Wahrscheinlichkeitsmathematik und lassen Gegenargumente selten gelten.
Nun, oberflächlich betrachtet ist das eine sehr starke Argumentation. Leider aber auch die Einzige. Wenn wir die Kiste mit den Aliens jedoch streng logisch und konsequent zu Ende denken, sind wir allein. Ja es ist sogar diese unvorstellbar große Anzahl an Galaxien, Sterne und Planeten, die die Existenz von Aliens nahezu ausschließt. Aber der Reihe nach.
Rare Earth
Punkt 1 meiner Argumentation betrifft unsere Erde und unser stetig wachsendes Wissen um ihre Geheimnisse. Unsere Heimat ist eben nicht nur ein Planet unter vielen. Nein, er ist schon etwas ganz besonderes, wie uns die Verfechter der Rare Earth Hypothese wissen lassen. Die Voraussetzungen für die Entstehung komplexer Lebensformen sind vielfältig. Es genügt nicht, sich einfach nur in einer habitablen Zone aufzuhalten. Unsere Nachbarn Venus und Mars, beide ebenfalls knapp innerhalb der habitablen Zone unserer Sonne zeugen davon. Da es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, hier nur einige Faktoren. Es beginnt schon mit der Rotation.
Unsere Erde dreht sich innerhalb 24 Stunden einmal um sich selbst. Dies hat zur Folge, dass die der Sonne zugewandte Seite sich für 12 Stunden erwärmt und in der Nachtseite für weitere 12 Stunden abkühlt. Die Folge sind relativ milde Luftbewegungen und ja, auch ein irdischer Orkan ist nichts verglichen mit den Stürmen unseres Zwillings, der Venus. Die Rotation der Venus beträgt sagenhaft langsame 243 Tage. Ihre Tagseite wird also 121,5 Tage erhitzt, um sich dann wieder 121,5 Tage abzukühlen. Man muss kein Meteorologe oder Experte der Thermik sein um zu verstehen, dass bei solch Atmosphärischen Störungen Leben kaum eine Chance hat. Von den anderen Auswirkungen ganz abgesehen.
Mit der 24 Stunden Rotation erzeugt unsere Erde ein Magnetfeld. Ein Schutzschild gegen die Teilchenstrahlung der Sonne. Mars dreht sich zwar ähnlich schnell wie unsere Erde. Aufgrund seiner geringeren Masse erzeugt er jedoch kein solches Magnetfeld. Die Folge sind pausenlos auf die Oberfläche prasselnde Gammastrahlen, die jedes Leben an der Oberfläche sofort zerstören.
Der Wasseranteil der Erde im Verhältnis zu ihrer Masse ist exakt austariert. Hätten wir nur 1-2% mehr, wäre die Erde ein Wasserplanet. 1-2% weniger, ein Wüstenplanet.
Wir haben den perfekten Mond. Mit seiner Größe und Entfernung sorgt er nicht nur für die Gezeiten der Meere. Er sorgt auch für eine Stabilisierung der taumelnden Erdachse und damit für relativ milde Jahreszeiten. Ohne diesen stabilisierenden Einfluss würden wir im Winter bei -100 Grad Celsius schockgefroren und im Sommer gekocht.
Dies waren jetzt nur 4 der Punkte der Rare Earth Theorie. Mit zunehmendem Wissen wird auch diese Liste länger. Das schließt nun die Existenz von Aliens zwar nicht grundsätzlich aus. Allerdings sinkt in dem Maße die Wahrscheinlichkeit ihrer Existenz, in dem unser Wissen um unseren Planeten zunimmt. Gleiches gilt auch für ganze Galaxien. So wissen wir heute von Galaxien, deren Zentren gigantische Röntgenstrahlungen freisetzen. In einer Intensität und Stärke, dass wir komplexe Lebensformen in diesen Galaxien so gut wie ausschließen können. Tja, langsam wird’s eng für die Aliens.
SETI
Wir haben uns vor ca. 60 Jahren in den Weltraum aufgemacht. Vor 50 Jahren den Mond betreten. Bis heute hat die Science Fiction eine erstaunliche Blüte erlebt. Letztlich getrieben von der Frage nach außerirdischer Intelligenz. Was nicht nur Autoren und Filmemacher bewegt hat Eingang gefunden in die Welt der Wissenschaft.
Search for Extraterrestrial Intelligence, kurz SETI heißt das Programm, das seit Anfang der 60er Jahre sich stellvertretend für die Menschheit auf die Suche nach außerirdischer Zivilisation macht. Auf allen möglichen und unmöglichen Kanälen wird danach gesucht. Dabei wurden im Verlauf der Jahrzehnte die Messmethoden immer präziser. Mittlerweile sind wir in der Lage, die Hintergrundstrahlung des Urknalls sichtbar zu machen und Einsteins lange als Theorem gehandelte Gravitationswellen, sind bewiesen. Die Nachwirkungen eines ca. 14 Milliarden Jahre zurückliegenden Ereignisses können wir ebenso darstellen wie die Verschmelzung zweier schwarzer Löcher in Millionen von Lichtjahren entfernten Galaxien.
Aber Außerirdische? Fehlanzeige!
Als „Leuchttürme“ gehandelte zyklische Lichtsignale entpuppen sich als Pulsare. Das „WOW-Signal“ ist eine wahrscheinlichkeitsmathematische Verkettung natürlicher Phänomene. Die im gesamten Universum sozusagen universell zur Verfügung stehenden Radiowellen in allen Frequenzbereichen, sind stumm.
Keine Abgasstrahlen von Raumschiffen, keine Dyson-Sphären, nichts.
Das SETI Programm hat mittlerweile die Hälfte des beobachtbaren Universums abgesucht. Ohne Erfolg. Die Hälfte ist nicht alles, aber wenn wir in der ersten Hälfte schon nichts gefunden haben?
Womit wir zu sogenanntem Fermi-Paradoxon kommen und zu Punkt 3 meiner Ausführungen. Enrico Fermi war ein italienischer Naturwissenschaftler, der ganz lakonisch die einfache und doch bestechende Frage gestellt hat: „Wo sind sie?“ So einfach diese kleine Frage auch klingen mag. In ihrer gesamten Bedeutung, streng logisch durchdacht, ist sie der KO Schlag gegen die Aliens.
Conquest of Universe
Stellen wir fest, die Gesetze der Physik gelten im gesamten Universum. Damit stellen sich hypothetischen Aliens auch dieselben Herausforderungen wie uns. Die beiden größten Probleme für die Erforschung des Weltalls sind die extrem großen Entfernungen und die schier unendliche Anzahl potenzieller Ziele. Wir können keine Menschen auf eine Jahrtausende dauernde Reise schicken. Selbst wenn die Menschheit eines Tages über so etwas wie einen „WARP-Antrieb“ verfügt, also einen Antrieb der überlichtschnelle Reisen ermöglicht, macht es keinen Sinn zu jedem Stern ein Raumschiff samt Besatzung zu schicken. Die logische Konsequenz, wir werden auch in Zukunft tun was wir heute schon tun. Wir schicken Roboter.
Die Raumsonde Voyager 1, deren Start 1977 ich selbst im Fernsehen verfolgen konnte, hat mittlerweile unser Sonnensystem verlassen. Wir sind damit zu einer intergalaktischen Spezies geworden. Selbst 44 Jahre nach ihrem Start sendet sie immer noch Daten zur Erde. Roboter brauchen keine Lebenserhaltende Systeme. Stoisch verrichten Sie ihre Arbeit. Wenn ein Raumschiff Enterprise also irgendwann einmal Realität wird, was ich nicht ausschließen möchte, würden wir trotzdem erstmal Roboter zu fremden Sonnensystemen schicken. So wie wir heute Sonden zu Mars und Jupiter schicken, werden wir dann eben Sonden zu Alpha Centauri, Tabbys Stern oder Andromeda senden. Sind die Daten die sie übermitteln angekommen, können wir immer noch entscheiden wohin wir ein Raumschiff samt Besatzung fliegen lassen. So weit, so logisch.
Wenn da nicht diese Fülle wäre!
Allein um zu jedem Stern unserer Milchstraße eine Sonde zu schicken, die wir hier auf der Erde gebaut haben, würde die gesamte Masse der Gesteinsplaneten unseres Sonnensystems nicht ausreichen. Wir können, nein wir müssen uns daher der Materialien bedienen, die wir außerhalb unseres Sonnensystems finden. Wenn die Menschheit ernsthaft das Universum erforschen will, ist dies der einzige sinnvolle Weg. Logisch weitergedacht müssen wir uns zwingend des exponentiellen Wachstums bedienen. Bei 200 Milliarden Zielen allein in unserer Heimatgalaxie können wir das nicht mit Fließbandarbeit in Fabriken lösen, in denen solche Sonden hergestellt werden. Hier gibt es nur den Lösungsweg der sich selbst replizierenden Sonden. Wir bauen also Roboter, die in der Lage sind exakte Kopien von sich selbst herzustellen. Am Zielstern angekommen beginnt die Maschine damit, mit den dort zur Verfügung stehenden Materialien sich selbst mehrfach zu reproduzieren. Diese Kopien starten zu den nächsten Zielen und so weiter. Das mag vielleicht noch als Zukunftsmusik erscheinen. Logisch durchdacht ist dieses Konzept jedoch der einzige gangbare Weg. Die Grundlagentechnologien dafür besitzen wir schon. Wir wissen wie man Bergbau betreibt. Wir können aus Wasser Treibstoff herstellen etc. Künstliche Intelligenz und 3D Druck können die Schlüsseltechnologien sein. Vielleicht wird es noch ein paar Jahrhunderte dauern. Sofern sich die Menschheit jedoch nicht selbst den Goldenen Schuss versetzt, werden wir eines Tages solche Sonden starten. Davon bin ich überzeugt. Einer Maschine ist es egal, wie lange sie unterwegs ist. Auch wenn die Generation der Erbauer nicht mit Ergebnissen rechnen kann. Zukünftige Generationen werden davon profitieren.
Das war`s dann, mit den Aliens!
Denn wenn es Aliens gäbe oder jemals gegeben hätte, müssten diese ebenfalls auf solche Gedanken gekommen sein. Wenn es ein Star Wars oder Star Treck Universum wäre, indem es vor Leben nur so wimmelt. Wenn Klingonen, Mhaaks, Orks und ALF existieren würden, müssten sie längst hier sein! Unsere Sonne ist ein junger Stern. In kosmischen Maßstäben kommt sie gerade erst in die Pubertät. Es gibt in unserer näheren galaktischen Nachbarschaft Millionen Sonnen, die Milliarden Jahre älter sind. Wenn sich dort Leben entwickelt hätte, hätte es viel mehr Zeit gehabt sich zu entfalten als wir. Es müsste also um jeden unserer 8 Planeten oder in unserem Sonnensystem wenigsten eine außerirdische Sonde vorhanden sein. Eine Alien Sonde, die auf irgendeine Art und Weise Informationen sammelt und zu ihrem Heimatplaneten sendet. Oder sonst irgendetwas tut. Aber alles was sich in unserem Sonnensystem an Künstlichkeit tummelt, haben wir selbst dahin gebracht. Sonden und Satelliten, intakt und zerbrochen. Ausgebrannte Raketenstufen. Eine Raumstation samt verlorener Wärmedecke und Werkzeugkisten und ein Tesla Cabrio.
Es sind genau diese zwingend logischen Gedankengänge, die selbst seriöseste Wissenschaftler zu den absurdesten Theorien verleiten. Da wird ein intergalaktischer Brocken namens Oumuamua, der mit rund irgendwas von 100.000 km/h unsere Sonne umfliegt um dann wieder in den Tiefen des Alls zu verschwinden, kurzerhand zu einer Alien Sonde hoch spekuliert. Erst nachdem auch der letzte Zweifel an seiner Natürlichkeit ausgeräumt ist und auch nicht der kleinste Hauch eines, wie auch immer gearteten Signals empfangen wurde, wird davon abgelassen. Ist das schon die pure Verzweiflung?
Irgendjemand hat einmal gesagt: „Ob es Aliens gibt, oder ob wir alleine sind. Beides ist erschreckend!“ Warum eigentlich? Gerade entdecken wir die Möglichkeiten des Terraforming Mars. Wenn das gesamte Universum aus einem winzig kleinen Punkt entstanden ist. Warum sollte dann nicht auch das Leben aus einem winzig kleinen Punkt heraus eben dieses Universum bevölkern?
Naja, bis sich unser Zentralgestirn zu einem alles verschlingenden Roten Riesen aufbläht, haben wir ja noch ein paar Milliarden Jahre Zeit der Sache auf den Grund zu gehen.